ich bin luegen gestraft worden. der letzte tag in dehli war nochmal sehr schoen. nicht ganz so heiss und mit aufgeschlossenen indern auf dem gewuerzmarkt von old delhi.  ich bin noch recht viel rumgekommen und habe auch noch etwas von den ‚modernen‘ seiten von dehli gesehen. auf einmal sind da weitlaeufige und saubere strassen, teure autos, villen und eine ultramoderne ubahn. und nur ein paar meter weiter bin ich wieder zurueck in einem entwicklungsland. das sind ganz schoen heftige gegensaetze. aber dieses vielfaeltige nebeneinander ist wohl auch das besondere an indien.

naja. jetzt gehts auf jeden fall zurueck. ich grinse und freue mich; nicht so sehr auf das ‚moderne‘ und ‚entwickelte‘, sondern vielmehr auf mein zuhause.

…und nochmal indien

Juni 7, 2011

ich hatte respekt und damit aucht recht. meine letzte woche ist nochmal ziemlich anstrengend. es ist unglaublich heiss. 40 grad und mehr am tag und nachts nicht weniger als 30. drei mal am tag kalt duschen und trotzdem klebt der ganze koerper. dazu staub, zum schneiden stickig-stinkende luft und mal wieder unglaublich viele menschen. roh und aggressiv wirkt diese laermende menschenmasse auf mich. ruecksichtslos und autoritaer. der staerkere- schnellere- lautere draengt sich vorbei, schubst dich, steigt dir auf die fuesse und wenn du nicht wegspringst, wirst du angefahren. wenig laechelnde gesichter. eher verbissen versucht da jeder SEINEN weg zu finden. ich neige zum verallgemeinern aber das ist vielleicht auch menschlich. jedenfalls merke ich jetzt, dass mir die nepalesen mehr liegen. sie bleiben mir als sehr herzlich in erinnerung; als gutmuetig gelassen. manchmal erlebe ich das auch bei den indern; aber das ist wie, als waere es hinter einer dicken mauer versteckt. vielleicht schuetzt die, um in diesen verhaeltnissen ueberleben zu koennen. ich merke jedenfalls, dass ich da draussen auch roh geworden bin. entschieden – fast aggressiv – wehre ich mich gegen alle, die mich irgendwie anreden, antatschen und festhalten, weil sie in mir ihr geschaeft des tages sehen. und ohne scheuklappen gehe ich nicht ausser haus: die armut zwischen den haeusern, auf der strasse und ganz besonders im dreck koennte ich sonst nicht aushalten. eindruecklich ist das ganze und ich bin gespannt, wie ich darueber im nachhinein denke; sehr wahrscheinlich werde ich dann aber vieles von hier vermissen.

um nicht zu lange in diesem dehli festzusitzen, habe ich von nepal aus noch einen abstecher nach rishikesh gemacht. zwei tage und zwei nachte war ich  im bus gesessen und dabei von freude bis horror alles erlebt. entkraeftet habe ich dann dort nichts anderes gemacht, als mich fuer die fahrt nach dehli zu erholen. 200km im zug und 8 stunden neben 5 lieben kindern, die genau 7,5 stunden energie hatten, mir die letzten, aber wirklich-allerletzten nerven zu rauben. aber auch das geht irgendwie vorbei und ich bin froh, diesen abstecher noch gemacht zu haben.

jetzt habe ich noch einen tag vor mir. recht entspannt schaue ich dem abflug entgegen. ich bin nicht wehmuetig und die frage, was die ganze reise mir jetzt gebracht haben koennte, stelle ich mir nicht. das wird von alleine kommen und ich freue mich auf meine erinnerungen.

kathmandu

Mai 31, 2011

kathmandu. was ueber diese stadt schreiben? sie ist aehnlich verrueckt wie diese indischen staedte. aber anders. anders verrueckt. ich fuehle mich wohler hier. es ist fast genauso hektisch und laut, aber trotzdem irgendwie entspannt. im gegensatz zu indien finde ich hier schoenheit. auch noch im groesten choas und im ekligsten dreck. ich weiss nicht, woran das liegt. vielleicht ist es das klima, vielleicht die menschen, vielleicht die umgebenden berge. vielleicht bin ich einfach auch nur anders gelaunt.

das unfertige, das kaputte, der muell und der gestank. all das ist hier ueberall. aber dazwischen sind die menschen. und die bleiben im grossen durcheinander gelassen; fast stoisch und ueberwiegend froehlich. sehr sozial sind sie und friedlich; wenn nicht gerade ihre emotionen ueberkochen.

und dann sind da die farben. rot ueberwiegt in meiner erinnerung. hier vermischt sich asien mit sehr viel westlichem. viel bleibt aber auch beim alten und traditionell. aber es gibt keine einheit. unterschiedlichste volksstaemme, landvolk, stadtvolk, buddhismus, hinduismus, tibetischer einfluss, indischer einfluss… keine ahnung, einfach bunt und an jeder ecke kleine schreine, pagoden und weisse stupas mit buddha-augen.

aber alles haengt von der stimmung ab. unausgeglichen wird es zur hoelle: die armut sticht ins auge und der laerm wird untertraeglich. dann fluechte ich ins guesthouse. gut gelaunt und offen kann ich dagegen richtig eintauchen. frueh morgens und nachts klappt das am besten. dann lass ich mich treiben: durch die altstadt, durch die gassen – im gewimmel der masse, der rikschas, der motorraeder und taxis. alles in bewegung, schnell und immer schneller – ein hindernislauf und ich muss aufpassen, dass mich niemand ueberfaehrt. dann irgendwo sitzen bleiben und einen suessen milchtee von der strasse trinken. frittierte teigwaren dazu. das fett ist alt, der wok triefend schwarz verkrustet. mein magen schlaegt sich tapfer. ich esse am liebsten da, wo auch die einheimischen sind; wenn ich mich traue…

die stadt ist so aufdringlich, dass die berge schon wieder verschwunden sind. ich hoffe sie kommen zurueck. die erinnerungen und erlebnisse von dort. aber ich bin optimistisch und freue mich auf den moment, wo ich mit ein bisschen abstand zurueck auf meine reise schauen kann.

morgen breche ich auf zurueck nach indien und delhi. diese letzten tage floessen mir nochmal respekt ein. es ist wieder ein aufbruch und ein abschied von dem, was ich mir anvertraut habe.

mein zweite wanderung ist gut soweit. und auch der erste versuch um das  annapurna gebirge war gut. gut, in dem sinne mit situation konfrontiert zu sein und diese dann zu meistern. auch wenn das in den momenten manchmal sehr schwierig ist. einige freunde haben mir vor meiner reise gesagt, dass man eigentlich erst nach dem reisen weiss, was man davon hatte und was man mitnimmt. bei mir ist das aehnlich. ich schaue sehr gerne zurueck auf das, was ich erlebt habe. manchmal gelingt es mir aber auch, ganz im moment zu sein und das was um mich rum passiert, einfach aufzunehmen. der erste tag meiner jetzigen wanderung auf dem tamang heritage trail war zum beispiel so:

wege finden, die auf keiner karte zu finden sind; landschaften foermlich aufsaugen, die einfach unglaublich sind; menschen, die leben, wie vor mehr als 100 jahren; ein ganzes dorf, vielleicht 100 holzhuetten, alle zweistoeckig. unten der stall und oben die stube zum wohnen und essen. offene feuerstelle, kein kamin. der raucht zieht durch die ritzen oder haengt sich an der decke fest. alles ist schwarz vom russ, die fenster sind winzig klein. die tamang – ein nepalischer volksstamm – sitzen am boden. die kleidung der alten menschen, der frauen und kinder ist traditionell. intensive farben, gewebt. die jungen maenner kleiden sich westlich, leben aber sonst meist in den alten strukturen. frueh morgens aufstehen, um weit weg im bergwald holz zu schlagen. das ganze wird dann auf dem ruecken und ueber steilste pfade zurueck ins dorf getragen. dann lassens sie’s meistens sein mit der arbeit. selten sieht man die maenner auf den feldern. das erledigen die frauen. aber so genau kenne ich mich mit den traditionen nicht aus. zeit scheint es hier jedoch mehr zu geben. hektik sehe ich selten bis nie.

die familie stellt das zentrum allen lebens. ueberall sind kleine kinder und ausnahmslos alle haben rotznasen. und rote dicke backen. sie sind die stars hier und werden liebevoll umsorgt. sauberkeit hat bei uns einen anderen stellenwert. die menschen waschen sich und ihre kleider, dreck und schmutz ist trotzdem ueberall. es gibt keine strassen, keine boeden und erst recht keine waschmaschine; es gibt nur staub und das leben sehr nah an der natur; zusammen mit den tieren. vom dreck verkrustete fuesse, haende, gesichter und kleider; das befremdet mich teilweise. manchmal, in sehr aermlichen gehoeften, kommen mir die menschen verwahrlost vor; heruntergekommen, verbittert und auch barsch unfreundlich. meistens sind die nepalesen aber das komplette gegenteil:
ein bergvolk; nicht ueberschwinglich offen, aber offen, hilfsbereit und froehlich. oft auch ein zufriedenes und wohlwollend warmerziges laecheln im gesicht. das sind schoene erfahrungen. schoene menschen.

ich bin sehr froh, dass ich den tamang heritage trail gefunden habe. ganz wenig ist hier los. sehr viel noch ziemlich unbelassen. manchmal ist es moeglich, direkt bei den familien zu schlafen und zu essen. vieles trennt mich dann von diesen leuten. meine kleidung, mein geld, die sprache und mein ganzes verhalten. trotzdem funktionieren solche besuche irgendwie. sie sind eindruecklich machen mich gluecklich.

meine stimmungen schwanken sehr stark. das alleine reisen erlebe ich sehr vielfaeltig. manchmal gehe ich darin auf, nur fuer mich ueber einen bergkamm oder durch den wald zu laufen; die gedanken ziehen zu lassen und einfach nur zu atmen. manchmal beiss ich mich an zielen fest und auch das hat seinen reiz. alleine scheint es mir viel leichter, mit der umwelt in kontakt zu treten und sowieso, ich bin frei und kann tun und lassen, was ich will. bestenfalls entsteht dann eine zufriedenheit in der ruhe: ruhig sein; das sind mir kostbare momente.

die ruhe verwandelt sich aber gerne auch zur unruhe, zur einsamkeit und zur langeweile. das ist nicht schoen. schoen ist aber, dass ich dadurch sehr intensiv merke, was ich vermisse, was ich brauche und wohin ich will.

einige zeit ist vergangen, seit ich das obige geschrieben habe. mittlerweile hab ich das tamang gebiet verlassen und bin danach das langtang tal hinauf- und wieder hinuntergelaufen. das ist wieder ein bisschen mehr touristischer gewesen aber ich habe fast immer sehr familiaere und urtuemliche unterkuenfte gefunden. oft konnte ich in der kueche mit am feuer sitzen, zuschauen und mich einfach wohlfuehlen. krank war ich mal wieder. eine erkaeltung, weil hier soviel wind ist. ich habe sie nicht losbekommen, also musste ich langsam machen. ich bin laenger an einem ort geblieben und dann in zeitlupe gelaufen. ich uebe mich im laufen zu meditieren: also im grunde genommen einfach nur zu laufen und dabei das gestern und morgen, das denken und die sorgen sein zu lassen. aber das ist nich wirklich einfach.

mal wieder unglaublich schoene landschaften hier oben. mir faelt auf: „unbeschreiblich“ – um 4.30 uhr aufbrechen und der sonne entgegenlaufen. fuenf stunden ein unbewohntes tal hinauf. komplett alleine aber nicht einsam und dann mit grandioser aussicht in den talkessel kartoffeln mit salz als brotzeit. es gibt wenig besseres.

am nachsten tag erklimme ich mit zwei japanern einen fuenftausender. ich bin viel in gesellschaft und kann diese traveller-smalltalk begegnungen auch geniessen. aber ich bin langsam auch gesaettigt. nicht selten zaehle ich die tage rueckwarts. drei wochen sind es noch und die werden wahrscheinlich sehr schnell vergehen. eine letzte woche wandern liegt vor mir; dann nochmal kathmandu und dann zurueck nach indien und dehli.

bis bald – ich freue mich auf zuhause!

mir faellt es schwer zu schreiben. mir gehts gerade nicht so gut. ich bin nicht zufrieden. drei wochen bin ich jetzt in und um das annapurna-gebirge gelaufen. zwei treks habe ich kombiniert und habe rein von der strecke her ziemlich viel gesehen. aber die eindruecke verschwimmen. sie verfliegen, als waeren sie nicht richtig dagewesen. sie sind nicht so stark und das ist es wahrscheinlich, was mich unzufrieden macht. weil ich wahrscheinlich einfach sehr hohe erwartungen hatte: himalaya und so; die weite der berge. ich haette gedacht, dass das MEIN ort ist, dass ich da zur ruhe komme. aber eigentlich war ich die meiste zeit getrieben.

wie auf einem highway quaelen sich die touris die berge rauf und runter. inklusive mir. der foto im anschlag, die karte mit kilometer- und hoehenangabe immer parrat. freud und leid fuer die einheimischen: geld kommt in gebiete, wo sonst keines war, wo sonst alles wie vor 100 jahren ist. aber es ist eine invasion der aliens. ein kontrast, der groesser nicht seien koennte. auf der einen seite die bunten gore-tex maennchen, auf der anderen die einheimischen. beide kaempfen um ihr leben: die einen scheinbar und kuenstlich (weil sie einen 5400m pass ueberqueren muessen), die anderen existentiell (weil sie ihr feld mit holzpflug und zwei bullen bestellen muessen). wenige einheimische bekommen vom kuchen etwas ab. den uebrigen bleibt die rolle als lebendige ausstellungsstuecke, als fotomotiv einer laengst vergangen-geglaubten welt. millionenfach ziehen die reichen vorbei und hinterlassen ihrerseits die vorstellung, dass dort, wo die herkommen, alles viel viel besser ist. und wenn dann der hundertausendste touri dem bauer am wegesrand ein hochenthusiastisches „namaste“ (der nepalische gruss) entgegenwirft, dann wird das oftmals nur noch verbittert erwidert.

wir reisende selbst ziehen von ort zu ort und von guesthouse zu guesthouse, die fleissig fur uns aus dem boden gestampft werden. darin die immergleichen touristenmenues mit pizza, pasta & co. beim essen dann die immer gleichen themen: wie hoch, wie weit, wie schoen. anstrengung und erschoepfung. routenplanung und hoehenkrankheit.

da ich in die entgegengesetzte richtung als alle anderen laufe, laufe ich bloederweise auch der masse entgegen. nur in den fruehen morgenstunden bin ich alleine. manchmal gelingt es mir dann, das tempo rauszunehmen und ganz da zu sein: die unglaubliche landschaft aufzunehmen und zufrieden ruhig vor mich hinzulaufen; das sind sehr sehr schoene momente. veschlafene orte, ganz einfaches leben, hier und da eine eselskarawane oder ein paar einheimische, die zum naechsten ort laufen und unglaubliche mengen an waren transportieren. in den meisten berggebieten gibt es keine strassen. alles wird zu fuss befoerdert (zumindest war das bis vor kurzem so; jetzt sind an vielen stellen die presslufthaemmer zu hoeren, die wagemutige strassen in den felsen hauen, um die gebiete fuer jeeps und busse befahrbarzu machen; uns touris wird dadurch sehr harsch die so gesuchte romantik genommen).

leider kann ich nachts sehr schlecht schlafen. ich liege oft stundenlang wach und weiss nichts mit dieser zeit anzufangen. ich fuehle mich alleine. und irgendwann auch ziemlich ausgelaugt. ich laufe zu schnell und zu viel. mein ehrgeiz geht mal wieder mit mir durch und verhindert das, was ich eigentlich suche: ruhe.

naja. ich weiss, was ich anderes machen muss. wenn ich wieder kraft habe, gehts weiter nach kathmandu und von dort in ein weniger erschlossenes wandergebiet. dann hab ich einen neuen versuch.

von indien und nepal

April 4, 2011

drei wochen indien. auf dem weg nach nepal hats mich dann fast ein bisschen gereut, dass ich jetzt schon gehe. im bus sass ich mal wieder und liess einen ort nach dem anderen an mir vorbeiziehen. ueberall bewegung und leben. alles bunt. alles aber auch einfach. das meiste heruntergekommen und ueberll muell, auch wenn die inder gerne kehren: auf die strasse oder zum nachbarn. manchmal wird der muell verbrannt.

viele menschen. viele tiere. alles scheint sich auf der strasse abzuspielen. in der hitze, im staub und im laerm der hupen und der knatternden rikschas. ueberall verkehrschoas. alles was fahren oder laufen kann, wird zum transport verwendet. jeder zentimeter platz wird ausgenutzt. 4 leute auf einem motorrad, 20 in und auf einem jeep und 1000 ziegelsteine auf einer fahrradrikscha.

manche menschen arbeiten hart, manche schauen den arbeitenden zu, manche lassen fuer sich arbeiten. das scheint billig, es gibt sehr viele arme menschen. das menschenknaeuel wirkt wie ein grosses ganzes, aber untereinander gibt es sehr klare grenzen und eine auesserst autoritaere struktur. die kaste, das geld, das familenoberhaupt befehlen. die darunter muessen gehorchen. frauen sieht man kaum. geschaetze 95% des oeffentlichen lebens bestreiten die maenner. sie sind geschaeftig und gewieft. es geht um den eigenen vorteil. es ist eine eigenartige mischung. auf der einen seite hitziger streit und menschliche haerte, auf der anderen seite gutmuetiges leben und lebenlassen.

fast alle sind sehr religioes. ueberall tempel und betende menschen.  100.000 goetter, traditionen und riten. der geruch verbrannten fleisches haengt mir noch immer nach. in varanassi werden die gestorbenen oeffentlich verbrannt.

den europaeische anspruch auf persoenliche freiheit gibt es hier nicht. aber auch keine monotone menschenmasse, die depressiv schweigend und abgeschottet  in der ubahn zur arbeit faehrt. hier sitzt jeder auf jedem. eine klebrige angelegenheit. alle zusammengepfercht, alle irgendwie in kontakt. es gibt soviele menschen, dass wahrscheinlich niemand auch nur irgendwann alleine ist. von geburt an immer in gesellschaft. aber vielleicht ist das auch nur mein persoenlicher eindruck, weils mich belastet. die inder nehmen das hingegen stoisch hin. sie sind unglaublich zaeh. auch eine 16 stuendige busfahrt in einem klapprigen bus ist keiner rede wert. so ist das fuer sie. so funktioniert ihre welt. und diese welt hat ihre ordnung. auch wenn ich sie nicht verstehe.

mittlerweile bin ich in nepal. an der grenze erwischts mich dann wieder. 3 schlaflose naechte bei durchfall und bis zu 40 grad fieber in einem dunklen guesthouse. die meiste zeit kein strom, aber die familie war nett. irgendwann will ich nur noch raus aus diesem loch am highway. fuer die knapp 200km nach pokhara braucht der bus 8 stunden. ich bin fertig und total entnervt und finde alles scheisse, lande aber schliesslich trotzdem irgendwie in einem hellen hotelzimmer inmitten einer touristenhochburg. alles ist westlich. pizza, pasta & co. alles kann man kaufen. alles dreht sich um trekking, rafting und paragliding. mehr touris als einheimische. ein ganzer stadtteil nur guesthouses, hotels und restaurants. eingerahmt von einem wunderschoenen panorama. ein grosser see und berge, soweit das auge reicht. dahinter – wenn man glueck und klare sicht hat –  die strahlend weissen gipfel der 8000er.

anfangs tut mir das gut. ich kann mich erholen und meine stimmung steigt. ich suche nach kontakten und infos fuer eine laengere trekkingtour. auch mountainbiken ist vielleicht moeglich…

aber pokhara ist ein eigenartiger platz. das daemmert mir ziemlich schnell. wie ein aquarium oder ein zoo. darin: nepal, schoen aufbereitet fuer die massen von touristen. und dadurch geht das unmittelbare drin-sein verloren. ich bin jetzt schon ein paar tage hier, habe aber keinerlei kontakt zu diesem land. auf einer tageswanderung, die mich abseits aller touristenpfade und durch unbeschreibbar schoene kulturlandschaft fuehrt, bin ich kurz beeindruckt, bleibe aber irgendwie abgeschottet. zurueck im nahen pokhara verblassen die eindruecke vollends.

ich moechte diese kommerzialisierten pfade verlassen. aber das ist nicht so leicht und vielleicht so schnell auch gar nicht moeglich. sie geben naemlich natuerlich auch sicherheit. und diese brauche ich fuer den anfang. gerade beim wandern im hochgebirge. deshalb werde ich mit einer stark erschlossenen wanderroute beginnen. mal schauen, wie das dann wird. ich hoffe auf mehr kontakt zu nepal, weiss aber gerade nicht genau, wie ich dazu kommen kann. naja. vielleicht braucht das einfach auch seine zeit…

schnitzeljagd

März 25, 2011

jetzt sind mehr als zwei wochen vergangen. mir kommt die zeit nicht kurz vor. eher lang. das ueberwaeltigt-sein hat sich gelegt. all das neue und unvorstellbare ist jetzt schon bekannter. aber immernoch fremd und anders.

ich versuche teilzunehmen. meinen tag zu gestalten und meinen weg zu finden. aber das ist gar nicht so einfach. die staedte sind sehr sehr anstrengend mit dem chaos, dem laerm und dem dreck. das ist alles sehr beeindruckend aber es begeistert mich nicht. von stadt zu stadt zu reisen wird nicht mein weg sein. noch zwei oder drei staedte; dann moechte ich schnell  in richtung natur und berge. aber auch da muss ich mich erstmal zurechtfinden.

schoen ist, dass ich keine eile habe, dass ich frei bin und offen fuer die dinge und menschen, die mir ueber den weg laufen. spontan ergibt sich dann neues, und daraus wieder neues. plaene ueber den haufen werfen und die richtung wechseln; das fuehlt sich gut an. die augen offen halten fuer moeglichkeiten und irgendwo wird dann schon mein weg sein. oder ein ort, an dem ich ein wenig bleiben kann. das wuerde ich mir wuenschen. irgendwo in den bergen. mit kontakt zu dem, was die leute dort ausmacht oder was die leute dort machen.  ob ich das finde? keine ahnung. ich koennte es mir kaufen. aber das will ich nicht. das fuehlt sich falsch an.

mir faellt es nicht so leicht, nichts zu tun. oft zweifle ich, ob das reisen so ueberhaupt sinn fuer mich macht.  frueher war ich immer mit dem fahrrad unterwegs. da stellte sich die aufgabe von alleine: vorankommen. jetzt stellt sich keine aufgabe. jetzt muss ich suchen. es ist wie eine schnitzeljagd, die niemand vorbereitet hat.

auf dem land

März 18, 2011

ueber couchsurfing bekomme ich und drei weitere die moeglichkeit, mitten in der wueste ein kleines dorf zu erkunden. schon der weg dorthin war anders. laendlicher. auch armut, aber nicht so heruntergekommen. traditioneller. und so war dann auch das dorf. eine zeitreise 200 jahre zurueck. kleine hoefe, einfachste hauser und huetten. zwei drei tiere am hof. meistens kuehe und schafe. manchmal auch ein kamel. die leute sind erstaunt und neugierig. auslaender sind eine attraktion. frauen ziehen ihren schleier vors gesicht. die kinder sind anfangs scheu, dann langsam aufgeschlossen und am schluss ausgelassen. hier gibt es keine hektik. alles scheint zu ruhen. viele maenner in kleinen gruppen. sie reden oder spielen karten. manche arbeiten, manche nicht. die regeln dazu blieben mir veschlossen. die leute erscheinen zufrieden. vor allem das alte ehepaar. ein schlafzimmer. ein offener raum und ein raum zum kochen. dort wird feuer gemacht und darauf dann roti. das ist ein einfaches rundes fladenbrot aus mehl und wasser. rund und duenn ausgerollt wird es ueber dem feuer gebacken. dazu gibt es ein wenig gemuese als typisches curry. manchmal milch und joghurt von der kuh. immer wieder am tag gibt es chai. tee mit milch und viel zucker. sonst gibt es eigentlich nichts. aber das reicht ja vielleicht auch zum zufriedensein. die leute sind nicht wohlhabend. wir wuerden vielleicht arm sagen. mir gefaellt diese armut. sie hat wuerde. ich fuehle mich am richtigen platz.

leider entpuppt sich unser gastgeber als  zwielichtige gestalt. er spricht in hochsten toenen, ist sehr gebildet und gibt sich weise. er ist bramahne und damit aus der hochsten klasse. sein grossvater der reichste mann im dorf.  ich kann jedoch kein vertrauen fassen. letztendlich verarscht er uns auch ziemlich. aber auch das gehoert zu indien.

jetzt bin ich wieder in einer stadt. bikaner. recht unbedeutend, aber genauso hektisch und verrueckt. unbeschreiblich. fuer die inder ist es normalitaet. mir kostet es energie. vielleicht hats mich auch deshalb erwischt. ich bin krank. das uebliche. durchfall und fieber. war die letzten beiden tage im bett.  morgen ist holi. ein festival, wo die verrueckte stadt noch verrueckter wird. alle bewerfen sich mit farbe. ein jugendlicher inder hat mich fast dazu gezwungen, das fest mit seiner familie zu feiern. ich hoffe, ich bin dann fit.

erste eindruecke

März 11, 2011

nach sieben stunden flug lande ich in einem ameisenhaufen. so fuehlt sich das an. alles wuselt durcheinander. alles ist schnell. alles ist laut. bloed, dass ich nach geld stinke. „where are you from?“ fragen mich minuetlich junge inder und wollen mich einwickeln in ein gespraech, um mich dann in ein hotel zu schleusen, mir irgendwas zu verkaufen oder mich irgendwohin zu kutschieren. nein sagen lernen, verhandeln lernen. ueberall menschen. soviele hab ich noch nie gesehen. alle strassen sind voll. ein fluss voller menschen. wo wollen die alle hin? was machen die alle? wo wohnen die alle? von was  leben die alle? alle schlagen sich durch. irgendwie. mir ist diese welt so fremd, dass ich sie gar nicht wahrhaben kann. wie im film. nur dreidimensional und mit geruch. es stinkt und nebenan bestelle ich essen. ein bettler bettelt mich an. ich zahl ihm eine mahlzeit. er darf nicht mit an den tisch und bekommt seine ration in einer tuete. er setzt sich in den dreck und isst. zwei meter neben mir. es macht mir nichts aus. hier macht niemanden irgendwas etwas aus. mir erscheint es so. das essen schmeckt gut. alles ist nebeneinander, uebereinander und aufeinander, aber vor allem durcheinander. und alles wird so hingenommen. der dreck, der laerm. das arm, das reich. alles geht weiter und vorwaerst.  ueberall leben, auch wenn es oft elend ist. zumindest in meinem massstab. der naechste tag kommt. ich fahre mit dem bus in eine andere stadt. vor dem fenster 200km lang menschen, die am wegesrand leben. huetten, verkaufsbuden, slums, geschaefte, doerfer. mit kuehen, hunden, affen, schweinen, kamelen. manchmal sieht man bauern und landleben.

mir geht es gut. ich fuehle mich fast immer sicher. aufgehoben fuehle ich mich jedoch noch nicht. meinen platz und meinen auftrag habe ich noch nicht gefunden. ich frage mich, was ich hier ueberhaupt mache. ab morgen geht es in die wueste von rajasthan.

noch ein halber tag…

März 9, 2011

…bis zu meinem abflug. ich bin aufgeregt und gleichzeitig müde.  mehr gibts voerst nicht zu sagen…