schnitzeljagd

März 25, 2011

jetzt sind mehr als zwei wochen vergangen. mir kommt die zeit nicht kurz vor. eher lang. das ueberwaeltigt-sein hat sich gelegt. all das neue und unvorstellbare ist jetzt schon bekannter. aber immernoch fremd und anders.

ich versuche teilzunehmen. meinen tag zu gestalten und meinen weg zu finden. aber das ist gar nicht so einfach. die staedte sind sehr sehr anstrengend mit dem chaos, dem laerm und dem dreck. das ist alles sehr beeindruckend aber es begeistert mich nicht. von stadt zu stadt zu reisen wird nicht mein weg sein. noch zwei oder drei staedte; dann moechte ich schnell  in richtung natur und berge. aber auch da muss ich mich erstmal zurechtfinden.

schoen ist, dass ich keine eile habe, dass ich frei bin und offen fuer die dinge und menschen, die mir ueber den weg laufen. spontan ergibt sich dann neues, und daraus wieder neues. plaene ueber den haufen werfen und die richtung wechseln; das fuehlt sich gut an. die augen offen halten fuer moeglichkeiten und irgendwo wird dann schon mein weg sein. oder ein ort, an dem ich ein wenig bleiben kann. das wuerde ich mir wuenschen. irgendwo in den bergen. mit kontakt zu dem, was die leute dort ausmacht oder was die leute dort machen.  ob ich das finde? keine ahnung. ich koennte es mir kaufen. aber das will ich nicht. das fuehlt sich falsch an.

mir faellt es nicht so leicht, nichts zu tun. oft zweifle ich, ob das reisen so ueberhaupt sinn fuer mich macht.  frueher war ich immer mit dem fahrrad unterwegs. da stellte sich die aufgabe von alleine: vorankommen. jetzt stellt sich keine aufgabe. jetzt muss ich suchen. es ist wie eine schnitzeljagd, die niemand vorbereitet hat.

auf dem land

März 18, 2011

ueber couchsurfing bekomme ich und drei weitere die moeglichkeit, mitten in der wueste ein kleines dorf zu erkunden. schon der weg dorthin war anders. laendlicher. auch armut, aber nicht so heruntergekommen. traditioneller. und so war dann auch das dorf. eine zeitreise 200 jahre zurueck. kleine hoefe, einfachste hauser und huetten. zwei drei tiere am hof. meistens kuehe und schafe. manchmal auch ein kamel. die leute sind erstaunt und neugierig. auslaender sind eine attraktion. frauen ziehen ihren schleier vors gesicht. die kinder sind anfangs scheu, dann langsam aufgeschlossen und am schluss ausgelassen. hier gibt es keine hektik. alles scheint zu ruhen. viele maenner in kleinen gruppen. sie reden oder spielen karten. manche arbeiten, manche nicht. die regeln dazu blieben mir veschlossen. die leute erscheinen zufrieden. vor allem das alte ehepaar. ein schlafzimmer. ein offener raum und ein raum zum kochen. dort wird feuer gemacht und darauf dann roti. das ist ein einfaches rundes fladenbrot aus mehl und wasser. rund und duenn ausgerollt wird es ueber dem feuer gebacken. dazu gibt es ein wenig gemuese als typisches curry. manchmal milch und joghurt von der kuh. immer wieder am tag gibt es chai. tee mit milch und viel zucker. sonst gibt es eigentlich nichts. aber das reicht ja vielleicht auch zum zufriedensein. die leute sind nicht wohlhabend. wir wuerden vielleicht arm sagen. mir gefaellt diese armut. sie hat wuerde. ich fuehle mich am richtigen platz.

leider entpuppt sich unser gastgeber als  zwielichtige gestalt. er spricht in hochsten toenen, ist sehr gebildet und gibt sich weise. er ist bramahne und damit aus der hochsten klasse. sein grossvater der reichste mann im dorf.  ich kann jedoch kein vertrauen fassen. letztendlich verarscht er uns auch ziemlich. aber auch das gehoert zu indien.

jetzt bin ich wieder in einer stadt. bikaner. recht unbedeutend, aber genauso hektisch und verrueckt. unbeschreiblich. fuer die inder ist es normalitaet. mir kostet es energie. vielleicht hats mich auch deshalb erwischt. ich bin krank. das uebliche. durchfall und fieber. war die letzten beiden tage im bett.  morgen ist holi. ein festival, wo die verrueckte stadt noch verrueckter wird. alle bewerfen sich mit farbe. ein jugendlicher inder hat mich fast dazu gezwungen, das fest mit seiner familie zu feiern. ich hoffe, ich bin dann fit.

erste eindruecke

März 11, 2011

nach sieben stunden flug lande ich in einem ameisenhaufen. so fuehlt sich das an. alles wuselt durcheinander. alles ist schnell. alles ist laut. bloed, dass ich nach geld stinke. „where are you from?“ fragen mich minuetlich junge inder und wollen mich einwickeln in ein gespraech, um mich dann in ein hotel zu schleusen, mir irgendwas zu verkaufen oder mich irgendwohin zu kutschieren. nein sagen lernen, verhandeln lernen. ueberall menschen. soviele hab ich noch nie gesehen. alle strassen sind voll. ein fluss voller menschen. wo wollen die alle hin? was machen die alle? wo wohnen die alle? von was  leben die alle? alle schlagen sich durch. irgendwie. mir ist diese welt so fremd, dass ich sie gar nicht wahrhaben kann. wie im film. nur dreidimensional und mit geruch. es stinkt und nebenan bestelle ich essen. ein bettler bettelt mich an. ich zahl ihm eine mahlzeit. er darf nicht mit an den tisch und bekommt seine ration in einer tuete. er setzt sich in den dreck und isst. zwei meter neben mir. es macht mir nichts aus. hier macht niemanden irgendwas etwas aus. mir erscheint es so. das essen schmeckt gut. alles ist nebeneinander, uebereinander und aufeinander, aber vor allem durcheinander. und alles wird so hingenommen. der dreck, der laerm. das arm, das reich. alles geht weiter und vorwaerst.  ueberall leben, auch wenn es oft elend ist. zumindest in meinem massstab. der naechste tag kommt. ich fahre mit dem bus in eine andere stadt. vor dem fenster 200km lang menschen, die am wegesrand leben. huetten, verkaufsbuden, slums, geschaefte, doerfer. mit kuehen, hunden, affen, schweinen, kamelen. manchmal sieht man bauern und landleben.

mir geht es gut. ich fuehle mich fast immer sicher. aufgehoben fuehle ich mich jedoch noch nicht. meinen platz und meinen auftrag habe ich noch nicht gefunden. ich frage mich, was ich hier ueberhaupt mache. ab morgen geht es in die wueste von rajasthan.

noch ein halber tag…

März 9, 2011

…bis zu meinem abflug. ich bin aufgeregt und gleichzeitig müde.  mehr gibts voerst nicht zu sagen…